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Erwachsene Kinder kommentieren ihre im Web veröffentlichten Fotos

Laut bbc.com veröffentlichen britische Social Media Nutzer im Durchschnitt 1,498 Fotos ihrer Kinder in deren ersten 5 Lebensjahren. Somit also quasi fast täglich ein Bild.

Im verlinkten (englischsprachigen) Beitrag von BBC, der übringens sehr interessant und lebensnah ist, kommen Erwachsene zu Wort, die kürzlich noch Kind waren. Und deren Eltern ebenfalls Fotos von ihnen online gestellt haben. Wundervoll nachvollziehbar kommt der Irrtum zum Vorschein, dass die Kinder diese Zurschaustellung wollen. Mindestens aber keinerlei Chance haben, als Kind die Konsequenzen zu überschauen.

Die erwachsenen Kinder bringen den Zweifel klar zum Ausdruck, der Grund genug dafür ist, die Privatsphäre der kleinen Kinder in deren Wohl zu achten. Im berechtigten Zweifel eben keine Kinderfotos veröffentlichen.

„In the UK, the average parent with a social media account has posted 1,498 photos of their child online by their fifth birthday, according to a survey by domain name company, Nominet.“

BBC

Should children ban their parents from social media?

Seesener Beobachter – Marketing auf Kosten der Kinder

Die Facebook-Seite Beobachter Online wird vom Seesener Beobachter betrieben. Laut eigener Angaben eine lokale Tageszeitung, die seit 135 Jahren in Seesen und Umgebung erscheint. Herausgeber der Zeitung ist der Verlag H. Hofmann GmbH & Co. KG.

Genauso alt wie das Magazin ist wohl auch das Menschenbild des Verlages, denn vor wenigen Tagen hat der Beobachter Online auf Facebook dazu aufgerufen, das Baby der Jahres 2015 zu wählen. Einmal mehr wird das Recht der Kleinen auf Ruhe und auf Privatsphäre mit egozentrischen Füßen getreten, um am Rande auch noch für billiges Spielzeug zu werben. Marketing und Werbung auf Kosten der ahnungs- und wehrlosen kleinen Kinder.

  • Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre
  • Die Babys haben nicht davon
  • So lernen Kinder garantiert keine Medienkompetenz
  • Die Aktion bitte sofort stoppen

Unsere Kritik gilt dem Appell des Verlages genauso wie den kurzsichtigen Eltern, die bei diesem blöden Mist mitmachen. Unsere Kritik gilt allen, die kleine Kinder schamlos zur Schau stellen und vermutlich glauben, dass das süß und niedlich ist, anstatt über Scham und Persönlichkeitsrechte nachzudenken.

Ein Miss Seesen Wahl oder Mister Seesen Wahl wäre in jedem Fall besser gewesen, aber dann hätten die Damen und Herren sich ja öffentlich zeigen müssen.

„Sämtliche eingereichten und verwertbaren Bilder werden unter Angabe des Namens und des Geburtsdatums veröffentlicht.“

Schämen sollt Ihr Euch!

Wir bitten den Seesener Beobachter, die Aktion sofort abzubrechen.

Seesener Beobachter

Ein klares Nein! zu: Baby des Jahres 2015

Ein absurder Wettbewerb auf Kosten der Babys

Ein Vater treibt Unfug mit seinem schlafenden Kind, seinem schlafenden Baby. Damit inspiriert er weitere Väter, ebenfalls albernen Unfug mit deren schlafenden Kindern zu machen. Mit deren schlafenden Babys. Dann veröffentlichen sie online für alle sichtbar unzählige Fotos und die Welt lacht sich schlapp.

Ja, Väter treiben mit Ihren schlafenden Babys alberne Dinge, die sie bei keinem anderen Menschen wagen würden. Egal ob diese schlafen oder nicht. Denn dann gäbe es vermutlich großen Ärger, ganz großen Ärger. Zu Recht.

Babys aber machen keinen Ärger, die lächeln immer zurück. Fast immer. Bei Papa eigentlich immer. Denkt Papa.

Papa 1 nimmt sich also ein paar Süßigkeiten und stapelt diese auf dem schlafenden Kind. Ist doch lustig der Turm. Papa 2 macht es ihm nach. Kann sogar noch mehr auf dem Kind abladen. Papa 2 quietscht vor Freude. Ein lustiges Spiel.

Es ist schon etwas länger her, dass mir eine Aktion im Web in Sachen Kinderfotos so bitter aufgestoßen ist. Und dann kommt bei einem Meinungsaustausch auf Facebook ein Kommentar daher, der es genau dahin treibt, wo es immer landet: Ich nehme das alles zu ernst, bin zu verkrampft.

Keine Kinderfotos im Social Web - Also entspannt Euch mal

Ich halte diese Locker-bleiben-Argumentation für schwach. Im ersten Moment scheint sie plausibel, lebensnah und wie ein geeigneter Kompromiss mitten im Schwarz-Weiß-Denken. Aber beim zweiten Hindenken wird mir dann wieder bewusst, dass es mir mit Keine Kinderfotos im Social Web genau darum geht, eine klare, unverrückbare Grenze aufzuzeigen, indem ich immer wieder kompromisslos darauf hinweise, dass eben auch die Würde von kleinen Kindern unantastbar ist. Unmissverständlich.

Lasst also bitte die Babys in Ruhe. Vor allen Dingen wenn sie schlafen.

Man muss schon ein sehr gelangweilter Mensch mit dem Hirn eines Pandabären sein, wenn man auf die Idee kommt, so entwürdigende Bilder von Kindern online zu stellen und daraus auch noch einen Wettbewerb zu machen.

boredpanda.com

Ein klares Nein! zu: Dads Compete To See Who Can Stack More Cheerios On Their Babies

Plötzlich andersrum: Wenn Elternfotos veröffentlicht werden

Kurz und knackig und mit einer sympathischen, persönlichen Note schrieb Eva Hoffmann Ende 2015 über einen wahrnehmbaren Trend. Die Internet-Generation wühlt plötzlich in den Foto-Kartons im Keller und sucht nach frühen Fotos der coolen Eltern. Und die werden dann mit großem Stolz im Internet zur Schau gestellt.

Jahrzehnte schlummerten die Fotos der jungen Eltern im Keller oder auf dem Dachboden. Jetzt kommen sie vereinzelt zurück ans Tageslicht. Mit absurden Frisuren und krasse Klamotten, manchmal in wilden Momenten fotografiert. Für alle sichtbar.

„Den Fotos haftet eine unantastbare Glaubwürdigkeit an. Ein Retro-Flair ganz ohne Instagram-Filter, der alles ein bisschen authentischer wirken lässt.“

jetzt

Wenn Papa dir die Kippen dreht

Krikelakrak

Auf ihrer Facebookseite Krikelakrak veröffentlicht Nicki Pollmeier Illustriertes, Gemaltes und Gezeichnetes sowie Geschriebenes.

Dank freundlicher Genehmigung darf ich Euch einen ihrer Cartoons zeigen, der hier einfach hingehört.

Keine Kinderfotos im Social Web - Krikelakrak

Vielen Dank dafür Nicki!

Krikelakrak

Kinderfacebook

 

Christian Buggisch hält nichts von einer Null-Risiko-Strategie

Es ist ein halbes Jahr her, dass die Hagener Polizei mit dem Appell, keine Kinderfotos zu posten, enorm viel Reichweite bekam. Etwas später hat Christian Buggisch dies in seinem Blog aufgegriffen und kommentiert.

Er versteht die Sorge, sucht aber den Kompromiss irgendwo in der Mitte des Schwarz-Weiß-Denkens.

„Null-Risiko-Strategie im echten Leben würde bedeuten, Kinder niemals in ein Auto zu setzen (Todesgefahr!) oder mit erwachsenen Familienangehörigen allein zu lassen (Missbrauchsgefahr!).“

Das so zu sehen, ist zwar fast immer irgendwie richtig und nachvollziehbar, aber ich bleibe dabei, dass es bei Kinderfoto im Web um das grundsätzliche Persönlichkeitsrecht der Kinder geht. Und bei grundsätzlichen Rechten sind Kompromisse ja eher fehl am Platz. Ganz ohne Hysterie halte ich also daran fest: Bitte keine Kinderfotos im Social Web!

Macht Euch ein eigenes Bild von Christian Buggischs Blogpost, der unter anderem auch nicht ganz zu Unrecht einmal mehr das Niveau aller Diskussionen im Web kritisiert …

Christian Buggisch

Kinderbilder auf Facebook – über Risiken und Schreckgespenster

Tassen mit irgendwelchen Kinderfotos aus dem Internet?

„Koppie Koppie“ verkauft provokativ Tassen mit „irgendwelchen“ Kinderfotos aus dem Internet. Vollkommen legal. Wie das geht und warum die das machen, erzählt dieser englische Blogpost.

Dimitri Tokmetzis

Here’s Why You Shouldn’t Put Your Baby Photos Online

7 Wege Kinderfotos zu posten

Der WDR zeigt: 7 Wege, Kinderfotos zu posten und dabei die Rechte der Kinder zu wahren.

In Kurzform sind das die folgenden 7 Tipps, die in dem unten verlinkten Beitrag natürlich ausführlich erläutert werden.

  1. Fotografiert nur Details!
  2. Fotografiert gegen das Licht!
  3. Zieht den Kindern die Mützen ins Gesicht!
  4. Nutzt Apps!
  5. Nutzt Filter!
  6. Fotografiert die Kinder von hinten!
  7. Fotografiert weit weg!

WDR

7 Wege, Kinderfotos zu posten und die Rechte der Kinder zu wahren

 

Harte Strafen in Frankreich und Österreich?

Kinder haben Rechte, und diese Rechte verteidigt zuletzt auch der Staat. In Frankreich und Österreich demnächst vielleicht sogar mit starker Hand.

„In Frankreich drohen Eltern, die Fotos ihrer Kinder im Netz posten, Strafen bis zu 45.000 Euro oder einem Jahr Haft. Auch in Österreich müssen Eltern mit Konsequenzen rechnen.“

futurezone

Harte Strafen für Kinderfotos auf Facebook & Co.

Aus der juristischen Perspektive

Rechtsanwalt Boris Burow betrachtet das Thema „Kinderfotos im Social Web“ auf basicthinking.de in seinem Blogbeitrag aus der juristischen Perspektive. Sehr interessant.

Unter anderem rät er:

„Neben der Personen- und der Vermögenssorge gibt es auch eine Datenschutzsorge der Eltern zu beachten.“

Boris Burow

Kinderfotos auf Facebook: Was Eltern droht, wenn sie den Datenschutz ihres Kindes missachten